Burnout und Depressionen sind kein Schnupfen. Sie gehen nicht einfach wieder weg. Und sie betreffen nie nur einen Menschen – sondern immer auch Partner, Kinder, Eltern, Kolleg*innen. Wenn das Leben grau wird, sind es manchmal die einfachsten Dinge, die einem wieder ein wenig Farbe schenken. Bei mir war es das Aquarellmalen.
Die erste Depression – und das erste Mal Farbe
2007 erwischte es mich zum ersten Mal. Von außen betrachtet war alles in Ordnung. Ich funktionierte. War Teamleiterin mit fast 20 Mitarbeitenden. Organisiert, präsent, kollegial. Ich habe nie gedacht, ich sei besonders – nur zuverlässig eben. Ich wollte, dass mein Team gut arbeiten konnte, ohne sich ständig durch Bürokratie zu kämpfen. Einfach, klar, menschlich.
Dann sagte mein Chef: „Ab sofort führen Sie ein neues Team. Sie mögen doch Herausforderungen.“ Dieser Satz brachte das Fass zum Überlaufen.
Damals dachte ich, das sei der Auslöser. Aber wie so oft: Die Wurzeln lagen tiefer. Viel tiefer.
Zwei Jahre Therapie – ambulant, stationär, Tabletten, Rückzug. Ich nahm zu, verlor Kraft, aber irgendwann auch wieder Orientierung. Und da, irgendwo in einem stillen Moment, entdeckte ich etwas: Malen.
Nicht wie in der Schule. Nicht „schön“ oder „richtig“. Sondern einfach nur mit Farben klecksen, tupfen, fließen lassen. Meine Gedanken, die mich sonst permanent hetzten, wurden für kurze Zeit leiser.
Die Bilder, die damals entstanden, waren keine Kunstwerke. Sie waren roh. Manchmal beängstigend. Schwarz, grau, zerfurcht. Keine hübschen Aquarelllandschaften, keine Skizzen von Blumen.
Jahre später: Rückfall in der Pandemie – und eine neue Art zu malen
In der Pandemie, fast zehn Jahre später, rutschte ich erneut in ein tiefes Loch. Ein Rückfall. Diesmal ohne Medikamente, dafür mit viel Zeit zum Nachdenken.
Und wieder griff ich zu Farben.
Doch diesmal war es anders. Ich hatte bei einer Kollegin etwas gesehen, das mich berührte: Happy Painting® – eine verspielte, leichte Art zu malen, ganz ohne Anspruch. Einfach aus Spaß. Aus Bauchgefühl.
Ich probierte es aus. Und plötzlich war da nicht nur Ausdruck – sondern auch Hoffnung.
Aus einem Klecks entstand ein Tierchen. Aus einem verlaufenen Grau-Blau-Rot wurde eine Reihenhaussiedlung. Aus einem großen Tropfen ein Frosch mit Fliege.


Kunst als Spiegel der Seele
In der Kunsttherapie lernte ich, die Bilder zu lesen – wie eine Landkarte meiner Gedanken. Ich sah: Da war Angst. Da war Trotz. Da war Hoffnung. Ich lernte: Es geht nicht um Technik. Es geht ums Loslassen. Und ums Wiederfinden.
Das hat mein Denken verändert. Denn ich habe begriffen: Auch im Leben ist es manchmal ein Missgeschick, das zu etwas ganz Eigenem führen kann – wenn man es zulässt.
Von Klecksen und Mut
Aquarell ist unkontrollierbar. Es verläuft, es fließt dahin, wo es will. Man muss loslassen. Genau das ist es, was mir hilft – bis heute.
Ich bin nicht „geheilt“. Depression ist keine Erkältung. Aber ich weiß heute, wie ich mit Rückfällen umgehen kann. Ich weiß, was mir guttut. Ich weiß, wie ich Farbe in mein Leben hole – selbst dann, wenn es wieder grau wird.
Und ich habe gelernt: Man muss kein „Künstler“ sein. Man muss nur mutig sein. Und anfangen.
Und dann kam der Krebs
2023 bekam ich die Diagnose Brustkrebs. Und wieder war ich sprachlos.
Was sagt man da? Was fühlt man? Was darf man überhaupt fühlen?
Ich nahm wieder den Pinsel in die Hand. Nicht um etwas zu produzieren. Sondern weil Worte nicht reichten.



Drei Bilder sind in dieser Zeit entstanden, die sehr deutlich zeigen, wie es mir ging.
Ich musste gar nicht viele Worte finden. Die Bilder sprachen für sich. Und sie halfen mir, mich selbst zu verstehen.
Heute male ich mit anderen
Was ich für mich entdeckt habe, möchte ich heute mit anderen teilen. Besonders mit Menschen, die oft vergessen werden.
Ich gehe in Senioren- und Pflegeheime, manchmal auch in Rehakliniken. Ich bringe Farben mit – und die Möglichkeit, einfach mal den Alltag zu vergessen. Ohne Erfolgsdruck. Ohne Noten.
Nur mit Papier, Farbe und Neugier.
Was dann passiert, ist schwer in Worte zu fassen.
👉 Hier schreibe ich mehr über meine Arbeit mit älteren Menschen:
📌 Kreativität im Alter – Die Wunder des Malkurses

Für dich
Vielleicht hast du auch schwere Zeiten erlebt. Vielleicht suchst du einen Weg zurück zu dir.
Dann probiere es aus. Nicht für Instagram. Nicht für Anerkennung. Nur für dich. Mit einem Blatt Papier. Mit Wasser. Mit Farbe.
Und wenn du jemand bist, der in einer Einrichtung arbeitet: Ich komme gern vorbei. Ich bringe alles mit – nur die Offenheit darfst du selbst beisteuern.
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Pass auf dich auf.
Und: Sei kreativ. Oder werde es wieder.
In Liebe,
Sanne
Happy Queen
